Sonntag, 9. Juni 2024, 10.20 Uhr
Obwohl das Konzert erst in 40 Minuten startet, stehe ich schon im Stiftshof, um die anderen Konzertbesucher:innen zu beobachten. Sie werden sich gemeinsam mit mir die die Eröffnungsmatinee der diesjährigen OÖ. Stiftskonzerte anhören.
Zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, was mich erwartet. Und es fällt mir auch Tage danach noch schwer, Worte für dieses musikalische Erlebnis zu finden.
Erster Teil
Auftritt. Sofort fiel großer Applaus als Begrüßung für das Bruckner Orchester Linz und den Dirigenten Giuseppe Mengoli. Noch war alles normal. Das Orchester stimmte sich ein, das Publikum unterhielt sich. Doch nur wenige Augenblicke später, als der Dirigent voller Spannung seine Hände hob und die Musikerinnen und Musiker ihn mit größter Konzentration fixierten, war es plötzlich still. Mucksmäuschenstill. Und als schließlich die ersten Töne gespielt wurden, konnte ich nicht anders: Ich schloss meine Augen für einen kurzen Moment und lächelte.
Die zwei Stücke des ersten Teils von Arnold Schönberg und Camille Saint-Saëns hätten für mich persönlich unterschiedlicher nicht sein können. Doch genau diese Abwechslung und das wunderschöne Ambiente im Marmorsaal des Stift St. Florian, das mir als „Florianer“ und ehemaliger Sängerknabe zwar sehr gut bekannt ist, mich jedoch jedes Mal aufs Neue wieder staunen lässt, machten dieses Konzert so großartig, so interessant, so einzigartig. Das Orchester spielte jede einzelne Note mit größer Sorgfalt und all die Energie, die Giuseppe Mengoli durch sein Dirigat frei werden ließ, spürte man förmlich durch den Raum fließen. Als wäre das Orchester ein Buch, die Stücke die einzelnen Kapitel und die Musikerinnen und Musiker mit ihren Instrumenten die Wörter und er liest uns vor. Ich fühlte mich wie von der Musik getragen und als Harriet Krijgh, eine junge Cellistin, mit ihrem Solo einstieg, wurde ich gepackt und bis zum Schluss nicht mehr losgelassen. Und als schließlich die Pause kam, konnte ich es nicht erwarten, dass diese wieder vorbei war, damit ich weiter zuhören und staunen konnte.
Zweiter Teil
Nun ging es endlich mit dem weiter, was mir in klassischen Konzerten am meisten Freude bereitet: einer Sinfonie. Die 41. von Wolfgang Amadeus Mozart – die „Jupiter“ – stand am Programm. Und wie auch nicht anders erwartet, war es unglaublich. Der prächtige und volle Klang erfüllte nochmals den Saal und ebenfalls die Zuhörerinnen und Zuhörer. Bis zum Schluss, bis zur letzten Sekunde gaben Orchester und Dirigent alles. Und das hat sich definitiv ausgezahlt! Der minutenlanganhaltende, tosende Applaus zeigte ganz klar, dass es nicht nur mir so erging und dass sich die Bemühungen der Künstlerinnen und Künstler gelohnt haben.
Für mich war Musik schon immer ein wichtiger Bestandteil meines Lebens. Denn sie hilft einem abzuschalten und innere Wogen zu glätten. Weil sie einem den Kopf frei macht und man so abgelenkt ist und sich dabei mal auf etwas anders konzentrieren kann. Doch sie hilft einem auch nachzudenken. Dabei spielt es für mich keine Rolle, ob ich selbst mitwirke oder nur zuhöre. Genau aus diesem Grund denke ich, dass Musik für alle Altersgruppen wichtig ist. Dass klassische Konzerte grundsätzlich eher von älteren Personen besucht werden, ist ein offenes Geheimnis. Doch vor allem jungen Menschen würde dieses Abschalten und Genießen oftmals sehr guttun. Denn das hilft, sich selbst wieder zu finden, wenn man sich gerade irgendwo auf der Strecke verloren hat.
Den OÖ. Stiftskonzerten ist es ein großes Anliegen, unterschiedlichste Besuchergruppen, allen voran die Jugend und damit Nachwuchspublikum, zu erreichen. Im Vorjahr entstand das Format der Konzertschreiber:innen: Junge Menschen sind eingeladen, einen frischen kritischen Blick auf ausgewählte Konzerte zu werfen. Die Reflexionen und Texte werden auf den Kommunikationskanälen des Festivals präsentiert.