Den OÖ. Stiftskonzerten ist es ein großes Anliegen, unterschiedlichste Besuchergruppen, allen voran die Jugend und damit Nachwuchspublikum, zu erreichen. Auf Initiative der freien Kulturmanagerin und Soziologin, Cornelia Lehner, entstand in Zusammenarbeit mit Obfrau Christine Haiden und mit Unterstützung von Geschäftsführer Daniel Hochreiter das Format der Konzertschreiber:innen: Junge Menschen sind eingeladen, einen frischen kritischen Blick auf ausgewählte Konzerte zu werfen. Die Reflexionen und Texte werden auf den Kommunikationskanälen des Festivals präsentiert.
Ich konnte mir kaum vorstellen, was mich an jenem Abend erwarten würde. Die Landschaft und die Umgebung waren traumhaft. Herzlichst wurde ich von meiner Ansprechpartnerin der OÖ. Stiftskonzerte, Cornelia Lehner, im Hof des Stiftes begrüßt. Sie bat mich in den Marmorsaal und stellte mich den Leuten vor, die an dem Konzert beteiligt waren, unter anderem der Obfrau und dem Geschäftsführer – der Empfang war sehr freundlich.
In der Zwischenzeit war ich bereits verzaubert von den Wandgemälden und der Architektur. Ich konnte es kaum erwarten, die Musik zu hören. Nach einigem Händeschütteln setzte ich mich auf meinen reservierten Platz. Ich saß in der dritten Reihe, knapp in der Mitte. Von da aus konnte ich gut auf die Bühne sehen. An der Wand hinter der Bühne hingen zwei Spiegel, die mir auch noch einen guten Blick verschafften.
Der erste Akt
Der italienische Violinist und Maestro, Fabio Biondi, kam auf die Bühne in Begleitung seines Barockensembles Europa Galante. Beim Eintreten fingen die Zuschauer:innen an zu klatschen, das erste Stück ging los. Sie spielten „La Folia“ von Francesco Saverio Gemiani. Höflichkeit wird hier großgeschrieben, da die Zuschauer:innen sofort bei Spielbeginn ganz still wurden. So still, man könnte eine Nadel fallen hören.
Ich lehnte mich entspannt zurück und hörte die ersten paar Minuten nur zu. Ehe ich mich versah, riss mich die Musik mit. Ich befand mich in kürzester Zeit in einer Traumwelt. Mit der Architektur im Marmorsaal nahmen mich die Künstler:innen mit auf eine Zeitreise, begleitet von ihren Instrumenten. Sie kommunizierten miteinander anhand ihrer Art das Stück zu interpretieren. Ihre Mimik und Gestik waren wie Lyrik für mich. Man brauchte keinen Text. Die Emotionen waren präsent.
Das Schöne an der klassischen Musik ist, dass man die Gefühle selber interpretieren kann. Nach einigen Minuten kam schon das zweite Stück von Pietro Antonio Locatelli und darauf folgend ein Werk von Arcangelo Corelli.
In meiner Reihe saßen wir nur zu dritt, ich mit einem älteren Pärchen. Der Altersunterschied hat jedoch in diesem Moment keine Rolle gespielt, die Musik machte uns Eins. Ich bekam immer wieder mit, wie sich unsere Körper zur Musik bewegten. Mal waren es kleine Fußstampfer und ab und zu Handbewegungen. Am liebsten wollte ich zu singen beginnen, obwohl es keinen Text zu den Stücken gab. Als Europa Galante das Adagio von Corellis Stück spielte, war es ganz ruhig in mir. Ich schloss meine Augen, lehnte meinen Kopf etwas nach hinten und hörte nur zu. Nach zwei weiteren Sätzen kam schon die erste Pause.
Nach der Pause kamen „Die vier Jahreszeiten“
Die Stunde, auf die ich so sehnlich gewartet hatte. Die meisten kennen das Werk „Le quattro stagioni“ von Antonio Vivaldi. Die Nostalgie kam und ich erinnerte mich in diesem Moment an mein altes Kinderzimmer und an die Märchen, welche ich als Kind gelesen hatte.
Jedoch konnte ich mich dieses Mal in die Geschichten hineinversetzen, durch die Kunst von Fabio Biondi, sein Ensemble Europa Galante und den Marmorsaal im Stift St. Florian.
Während des letzten Satzes im „Winter” wurden die Musiker:innen von einem Duo von Tänzer:innen begleitet. Melancholisch war das gemeinsame Auftreten der kanadischen Tänzerin Kayla May Corbin und des italienischen Tänzers und Choreografen Valerio Iurato. Die Atmosphäre mit Musik und dem wunderschönen Hof des Stiftes gab mir das Gefühl, in einem Schloss zu sein. Wurde ein Kindheitstraum wiedererweckt?
Ein Erlebnis, das empfehlenswert ist, für jede Altersgruppe!
Aylin Özdemir aka LUNA, 23, absolviert eine Lehre als Systemtechnikerin bei She:Works.
Sie ist passionierte Sängerin, nimmt Gesangsunterricht und lernt zudem Gitarre.